Großer Zuwachs an Pflegepersonal mit Migrationshintergrund notwendig

Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass Deutschland von einem Pflegenotstand betroffen ist. Der demografische Wandel hat längst begonnen und der erhöhte Pflegebedarf steht dem jetzigen Mangel an Fachkräften bereits gegenüber. Pflegepersonal mit Migrationshintergrund wird demnach immer dringender in die Pflege eingebunden werden müssen, um die personellen Strukturen in den Heimen auch in Zukunft aufrecht halten zu können. Neben dieser ganz klaren Personalentwicklung bieten diese Fachkräfte zudem den Vorteil, dass die kultursensible in den Einrichtungen besser in den Fokus rückt, denn natürlich wird es in den nächsten Jahren auch immer mehr ältere und pflegebedürftige Menschen mit Migrationshintergrund geben. Aber welche Voraussetzungen sind notwendig, um Pflegepersonal mit Migrationshintergrund in den Pflegebereich zu integrieren und effizient einzubinden?

Welche Voraussetzungen sollte Pflegepersonal mit Migrationshintergrund mitbringen?

Es liegt in der Natur der Sache, dass die Pflege von älteren und kranken Menschen immer auch Kommunikation bedeutet, denn es ist bei Weitem nicht damit getan, einen solchen Menschen das Essen anzureichen oder bei der Körperpflege behilflich zu sein. Die Altenpflege an sich ist immer auch eine kommunikative Tätigkeit, bei welcher die Beziehung zwischen Pfleger und Patienten eine ganz wichtige Rolle spielt. Darüber hinaus müssen Pflegende aber immer auch in der Lage sein, den doch oft sehr unterschiedlichen kulturellen Gepflogenheiten professionell gegenübertreten zu können. Pflegepersonal mit Migrationshintergrund bringen im besten Fall diese spezielle Fähigkeit in Bezug auf andere Kulturen oftmals schon mit. Studien haben aber gezeigt, dass bei der Beschäftigung von Pflegepersonal mit Migrationshintergrund oftmals die Deutschkenntnisse nicht immer optimal vorhanden sind. Das Deutsche Institut für Erwachsenenbildung hat bereits 2006 in einer Bestandaufnahme für Nordrhein-Westfalen aufgezeigt, dass viele der Pflegenden mit fremden Wurzeln einen Qualifizierungsbedarf in puncto deutsche Sprache, Fachsprache und schriftlicher Dokumentation haben. (Quelle: https://www.die-bonn.de/esprid/dokumente/doc-2006/friebe06_01.pdf, Zugriff: 09.08.2017) Nordrhein-Westfalen ist da mit Sicherheit kein Einzelfall, denn in der Praxis zeigt sich durchaus, dass von den rund 12 Prozent Pflegenden mit Migrationshintergrund (Stand 2015) nur wenige die deutsche Sprache einschließlich Rechtschreibung und Grammatik gut bis sehr gut beherrschen. (Quelle: http://www.migazin.de/2015/08/05/zwoelf-prozent-der-pflegekraefte-kommen-aus-anderen-laendern/, Zugriff: 09.08.2017) Die Gründe können sehr verschieden sein. Allerdings machen zusätzliche Weiterbildungsmaßnahmen für diese Personengruppe durchaus Sinn, will man fachlich geschultes Personal aus anderen Ländern im Pflegealltag gleichberechtigt integrieren. Zusätzliche Sprachkurse und spezifische Weiterbildungskurse sind dabei nur zwei von vielen Möglichkeiten.

Welchen Beitrag leistet Pflegepersonal mit Migrationshintergrund?

 

An dieser Stelle kann man ganz getrost vorwegnehmen, dass die Beschäftigung von Pflegepersonal mit Migrationshintergrund ein bahnbrechender Beitrag dazu ist, um den Pflegenotstand ein wenig zu minimieren und darüber hinaus besonders ältere und pflegebedürftige Menschen aus anderen Kulturen entsprechend ihren individuellen Bedürfnissen und Besonderheiten fachlich kompetent zu betreuen und zu pflegen. Denn diese Personengruppe bringt meist schon aus dem Elternhaus das Verständnis, die Sprache und das Wissen um kulturelle Besonderheiten mit. Pflegepersonal mit Migrationshintergrund kann also bereits über die Sprache Missverständnisse ausräumen, fachliche Erklärungen besser verständlich machen und auf beiden Seiten für mehr Sicherheit im Umgang miteinander sorgen. Darüber hinaus bietet solches Personal nicht nur dem Patienten selbst, sondern auch dem Umfeld im Pflegeheim zum Beispiel den großen Vorteil, kulturelles Verständnis zu schaffen, Vertrauen aufzubauen und für ein tolerantes Miteinander zu sorgen.

 

Natürlich ist es durchaus möglich, deutsches Fachpersonal im Hinblick auf die kultursensible Pflege zu schulen und weiterzubilden. Grundlegend wird das auch nötig sein, um den neuen Anforderungen im Pflegebereich in Zukunft gerecht zu werden und mit Kompetenz zu begegnen. Doch viele Bundesländer setzen vermehrt auf den Zuwachs an Pflegepersonal mit Migrationshintergrund, wie die Imagekampagne für Pflegeberufe „Vom Fach für Menschen“ in Baden-Württemberg zeigt. (Quelle:  https://www.baden-wuerttemberg.de/de/service/presse/pressemitteilung/pid/immer-mehr-menschen-mit-migrationshintergrund-in-der-pflege/, vom 27.11.2014, Zugriff: 27.07.2017) Denn die bereits mitgebrachten Kompetenzen von diesem Pflegepersonal machen eine interkulturelle Öffnung des Pflegesystems überhaupt erst möglich. In seinem Abschlussbericht von 2014 macht das Sozialministerium von Baden-Württemberg deutlich, dass Pflegeeinrichtungen gerade die Kommunikation sowie den ersten Kontakt bei Patienten mit Migrationshintergrund als sehr schwierig an sehen. Im Laufe der vorangegangenen Studie werden dafür Pflegekräfte mit Migrationshintergrund als besondere Unterstützung angesehen, können sie doch auf fachlicher, menschlicher und kultureller Ebene kommunizieren, Vertrauen aufbauen und den sonst so schweren Übergang schaffen. (Quelle: https://sozialministerium.baden-wuerttemberg.de/fileadmin/redaktion/m-sm/intern/downloads/Downloads_Pflege/Studie_Abschlussbericht_VaeMP_2014.pdf, Zugriff: 27.07.2017) 

 

Abgesehen von dieser Vermittlerrolle, die Pflegepersonal mit Migrationshintergrund immer wieder einnehmen muss, ist es natürlich auch auf fachlicher Ebene immens gefordert. So wird gerade bei Demenzerkrankungen deutlich, dass ältere Migranten unter Umständen die mühsam erlernte deutsche Sprache wieder vergessen. Wie sinnvoll ist dann, einen entsprechenden Pfleger oder Pflegerin vor Ort zu haben, der diesem Patienten in seiner Muttersprache ansprechen kann?

Was bedeutet die kultursensible Pflege eigentlich?

 

Grundlegend ist es wohl nur natürlich, dass auch ältere und pflegebedürftige Menschen mit Migrationshintergrund eine Pflege und Betreuung im Alter bevorzugen, die es ihnen ermöglicht, gemäß ihrer Tradition, Glaubenszugehörigkeit und Kultur zu leben. Hier müssen alle Bestandteile des jeweiligen kulturellen Lebens berücksichtig werden. Darüber hinaus ist eine kultursensible Pflege aber nicht als eine unverrückbare Institution zu betrachten. Will man also die kulturelle Identität berücksichtigen, um professionell zu pflegen, so sollten solche Angebote gemacht werden, aber nicht zwingend Voraussetzung für andere Dinge sein. Darüber hinaus ist es aber vor allem das Verständnis und die Toleranz des Pflegepersonals für die kulturellen Besonderheiten, die pflegebedürftigen Menschen mit Migrationshintergrund besonders wichtig sind und die eine gute kultursensible Pflege auszeichnen.

Fazit

 

Wer sich den kommenden Anforderungen gewachsen fühlen will und sich auch interkulturell den Gegebenheiten öffnen will, der muss eher früher als später über einen großen Zuwachs an Pflegepersonal mit Migrationshintergrund nachdenken. Zum einen können diese Pflegekräfte mit ihrer fundierten Ausbildung im Bereich Pflege den Alltag in einem Pflegeheim unterstützen und tatkräftig aufrechterhalten. Auf der anderen Seite sind es aber gerade diese Menschen, die die Integration auch im Alter möglich machen. Denn auch Menschen mit Migrationshintergrund werden älter und pflegebedürftig. Hier können jene Fachkräfte Brücken schlagen, Verständnis schaffen, Hintergründe zu Religion, Traditionen, Kultur und mehr geben und auf der anderen Seite Patienten mit Migrationshintergrund erklären, wie das deutsche Pflegesystem funktioniert, welche Möglichkeiten bestehen und wie professionelle Pflege auch für Migranten gleichberechtigt stattfindet. Darüber hinaus nehmen diese speziellen Fachkräfte eine sehr bedeutende Rolle ein, wenn es um die individuelle Betreuung von Patienten geht, die zum Beispiel an Demenz erkrankt sind. Hier kann die jeweilige Muttersprache mehr als nur eine Tür öffnen. Eine sehr wichtige Voraussetzung ist jedoch, dass dieses Pflegepersonal die deutsche Sprache nicht nur gut sprechen und schreiben kann, sondern auch die Fachtermini versteht und schriftliche Dokumentationen erstellen kann.

Ziel muss es also sein, zunehmend mehr Fachpersonal mit Migrationshintergrund für die Branche Pflege zu begeistern und sie mit ins Boot zu holen. Denn auch für ältere und pflegebedürftige Migranten darf Altenpflege nicht mehr nur ein Schattendasein führen. In diesem Zusammenhang steht aber auch die Verantwortlichkeit von Ausbildern, Ämtern und Kommunen, diesen Pflegekräften mittels Weiterbildung das bestmögliche Rüstzeug in puncto deutsche Sprache mit auf den Weg zu geben.

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