Krankenhausschließungen und ihre Auswirkung auf den Pflegeimmobilienmarkt

Schon seit vielen Jahren wird immer wieder darüber diskutiert, wie rentabel kleinere Krankenhäuser wirklich sind und was sich in der Pflegebranche ändern muss. Abgesehen von dem Fachkräftemangel sind es zunehmend die baulichen und personellen Rahmenbedingungen, die nicht mehr auf die aktuelle Bevölkerungsstruktur und dem Wandel der Zeiten zugeschnitten sind. Denn in Deutschland ist der demografische Wandel nun angekommen, und es tritt zutage, was in der Vergangenheit oftmals aus dem Bewusstsein verdrängt wurde.

 

Ein Studie, ein Standpunkt und viele Streitpunkte

 

Die Studie, die im Augenblick wahrer Zündstoff ist, wurde von der Bertelsmann Stiftung in Auftrag gegeben. Darin ist das Berliner Institut für Gesundheits- und Sozialforschung, kurz IGES, der Frage nachgegangen, wie die Gesundheitsversorgung in Deutschland aussehen würde, wenn nicht die Anzahl und Erreichbarkeit von Kliniken im Mittelpunkt stehen würde, sondern die qualitativen Gesichtspunkte. (Quelle: https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/themen/aktuelle-meldungen/2019/juli/eine-bessere-versorgung-ist-nur-mit-halb-so-vielen-kliniken-moeglich/, Zugriff am 27.11.2019)

 

Die Schwerpunkte für die Qualitätskriterien lagen bei dieser Studie vor allem auf der Versorgung im medizinischen Notfall, eine Abdeckung durch fachärztliche Bereitschaftsdienste zu jeder Tageszeit, die technischen Ausstattungsmerkmale sowie die routinierte Erfahrung des dazugehörigen medizinischen Personals.

 

Das Ergebnis dieser Studie macht deutlich, dass es eine Veränderung der deutschen Krankenhauslandschaft geben muss. Denn von knapp 1400 Kliniken in Deutschland, werden eigentlich nur 600 benötigt. Es mag zunächst völlig widersprüchlich klingen, doch weniger Kliniken bedeuten einen sehr viel höheren Qualitätsstandard. Nicht zuletzt könnten nach Meinung der IGES weitaus mehr Todesfälle vermieden werden, wenn Krankenhäuser in ihrer Ausstattung und ihrer Spezialisierung konzentriert würden. Nicht zuletzt kommt hier auch wieder der allgemein bekannte und real existierende Fachärztemangel ins Spiel. Denn gäbe es weniger Kliniken, würde man personell weitaus besser dastehen, als es derzeit der Fall ist.

 

Gegner dieser angedachten Minimierung von Krankenhäusern argumentieren mit dem Zeitfaktor. Sicher spielt der gerade in der medizinischen Notfallversorgung eine große Rolle. Doch wer sofort und direkt in die Klinik gebracht werden kann, wo ein entsprechend spezialisiertes Ärzteteam und die nötige Ausstattung bereitsteht, verliert keine Zeit, durch das Anfahren einer kleineren Klinik, die für Notfälle nicht optimal ausgestattet ist.

 

Die Vorteile von Krankenhausschließungen für den Pflegeimmobilienmarkt

 

So kontrovers das Thema sein mag: Für den Pflegeimmobilienmarkt wäre dieses Szenario der vielen Krankenhausschließungen ein sehr positiver Aspekt. Denn jede kleine Klinik ist aus medizinischer Sicht grundlegend gut ausgestattet, um ältere oder pflegebedürftige Menschen optimal zu versorgen und zu betreuen. Doch es gibt noch mehr Vorteile, die man sich in der Branche der Pflegeimmobilien zunutze machen kann, ohne über einen teuren Neubau nachzudenken.

 

Zum einen haben die unrentablen und kleinen Kliniken eine sehr gute Standortqualität. Führt man also ein geschlossenes Krankenhaus einer Nutzungsmöglichkeit zu, entfällt die Suche nach einem geeigneten Standort für eine Seniorenresidenz oder ein Pflegeheim. Ehemalige Kliniken sind gut erreichbar und bringen so den menschlichen Aspekt ins Spiel, wo alte und pflegebedürftige Menschen möglichst so untergebracht werden sollten, um von der altersgerechten Infrastruktur profitieren zu können.

 

Darüber hinaus kann eine Pflegeimmobilie von den baulichen Gegebenheiten einer solchen Bestandsimmobilie profitieren. Denn in der Regel verfügen die kleinen Krankenhäuser beispielsweise über eine Kapazität von 50 bis maximal 120 Betten, was für ein Pflege- und Seniorenheim durchaus ideal ist. Zumal es meist kein größeres Problem darstellt, in einer solchen Klinik auch betreutes Wohnen oder ein Mehrgenerationen-Wohnprojekt anzubieten beziehungsweise anzugliedern.

 

Abgesehen davon sind Kliniken oftmals barrierefrei und nach den Vorgaben der Heimbauordnung ausgestattet, was für den Bereich der Pflegeimmobilien von Vorteil ist, da hier nicht kostenintensiv nachgearbeitet oder neu gebaut werden muss.

 

Neue Sichtweisen bringen Fortschritt

 

In den kommenden Jahren erwartet man in Deutschland aufgrund des demografischen Wandels nicht nur weiteren Personalbedarf in der Pflegebranche, sondern auch fehlende Unterbringungsmöglichkeiten. Bis 2030 werden nach jetzigem Stand 320.000 neue Plätze in Pflege- und Seniorenheimen benötigt, was im Grunde den Bau von rund 4.000 neuen Pflegeimmobilien bedeuten würde. (Quelle: https://pflegeobjekt.de/der-pflegemarkt/, Zugriff am 27.11.2019)

 

Doch warum Altes abreißen und Neues bauen? Kostensparend wäre tatsächlich die Übernahme von kleinen Kliniken in den Pflegeimmobilienmarkt, die unrentabel sind und ohnehin geschlossen werden sollen. Dabei sind es durchaus auch für den pflegebedürftigen Menschen klare Vorteile, wenn er nicht aus seinem gewohnten Umfeld weg muss, sondern faktisch in Wohnortnähe im Pflegefall untergebracht werden kann.

 

Fazit

 

Krankenhausschließungen haben nicht immer nur Nachteile. Tatsächlich scheinen die Vorteile zu überwiegen. Dabei geht es schlussendlich immer um den Menschen, der laut der Studie der IGES durchaus schneller und effizienter durch entsprechende Fachkräfte behandelt und geheilt werden kann.

 

Für den Pflegeimmobilienmarkt, welcher derzeit der am schnellsten wachsende Markt ist, sind die Krankenhausschließungen tatsächlich ein Segen. Denn durch die Übernahme dieser medizinisch ausgestatteten Bestandsimmobilien würden nicht nur schnell die benötigten Alten- und Pflegeheimplätze geschaffen werden können, sondern zudem zu einem weitaus günstigeren Kostenfaktor. Das auch dabei wieder der Mensch im Mittelpunkt steht, kann der Qualität in der Alten- und Behindertenpflege nur auf ein höheres Niveau anheben. Wiederrum ist es kaum nachvollziehbar, dass sich gerade Krankenkassen so vehement gegen diese Umstrukturierung wehren. Immerhin sollte auch bei ihnen der Mensch mit seinen Bedürfnissen im Mittelpunkt stehen. Man darf also gespannt sein, wie sich die Studie der Bertelsmann Stiftung umsetzen lässt und wer am Ende der Gewinner sein wird. Im Augenblick jedenfalls scheint es fast, dass die Pflegebranche wieder ein wenig ins Hintertreffen geraten könnte, wenn immer nur auf die Gewinne von Kassen und anderen Wert gelegt wird. Dabei ist gerade die Problematik der Alten- und Pflegeheime noch lange nicht damit als erledigt zu betrachten, dass das neue Pflegegesetz in Kraft getreten ist und mittlerweile erste Verbesserungen bringt.

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