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Die Leitmesse der Pflegewirtschaft – setzt sie neue Zeichen?
Die bayrische Gesundheits- und Pflegeministerin Frau Huml betonte bereits bei ihrer Eröffnungsrede, dass es das oberste Ziel der Digitalisierung in der Pflege sein müsse, Freiräume für menschliche Zuwendung zu schaffen. (Quelle: http://www.careinvest-online.net/Branchennews/Huml-eroeffnet-Leitmesse-in-Nuernberg, Zugriff am 04.04.2019) Doch was genau versteht man unter der Digitalisierung in der Pflegebranche?
Bei der Leitmesse der Pflegewirtschaft steht Digitalisierung im Mittelpunkt
Die Digitalisierung ist nun auch in der Pflegebranche endgültig angekommen. Das zeigte die Messe in Nürnberg, denn dieses Thema zog sich quer durch alle Diskussionsrunden und Ausstellerbereiche.
Bei rund 700 Ausstellern und ihren Besuchern ging es auf der dreitägigen Fachmesse immer darum, wie man die Rahmenbedingungen für das Pflegepersonal und die betroffenen Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen weiter verbessern könne. Immer wieder fiel dabei der Begriff „Digitalisierung in der Pflege“. Als oberstes Ziel ist dabei die Nutzung von intelligenten Technologien zu sehen, mit deren Hilfe eine deutlich spürbare Verbesserung erreicht werden soll. Pflege 4.0 ist längst nicht mehr ein großes Geheimnis, doch nur wenige aus der Gesellschaft wissen, was es tatsächlich beinhaltet oder wie moderne Technologien im Pflegealltag genutzt werden.
Der Pflegebeauftragte der Bundesregierung, Herr Andreas Westerfellhaus setzte auf Vernunft und verlangte in seiner Rede zur Eröffnung der Leitmesse, dass sich niemand der unaufhaltsam stärker werdenden Digitalisierung in der Pflege in den Weg stellen solle. (Quelle: http://www.careinvest-online.net/Branchennews/Huml-eroeffnet-Leitmesse-in-Nuernberg, Zugriff am 04.04.2019) Vielmehr hoffte er, dass sich alle Beteiligten deutlich mehr in diesen Prozess einbringen sollten. Hintergrund ist hier vor allem die angedachte Arbeitserleichterung bei der Dokumentation, die bisher immer noch zu oft handschriftlich erfolge.
Welche Ziele verfolgt Pflege 4.0?
An erster Stelle soll mit der Digitalisierung in der Pflege erreicht werden, dass die bürokratisch notwendigen Dokumentationen nicht mehr per Hand geführt werden, sondern stattdessen mit der neuesten Technik. Dadurch soll das von Ministerin Huml angesprochene Ziel, Freiräume für Zuwendung zu schaffen erreicht werden. Es klingt logisch, wenn man bedenkt, wie viel Zeit die Pflegefachkräfte bisher für die handschriftlichen Dokumentationen aufbringen mussten. Zeit, die ihnen bei der Pflege dann wieder fehlte.
Darüber hinaus steht im Rahmen der Digitalisierung aber auch die technische Assistenz im Fokus. Sie soll als digitale Unterstützung für pflegerische Tätigkeiten genutzt werden. Durchaus ein guter Ansatz, wenn man bedenkt, wie viel Pflegepersonal im Moment fehlt und in den nächsten Jahren fehlen wird.
Ein weiterer sehr wichtiger Punkt bei Pflege 4.0 ist das Thema Robotik. Vielleicht für die meisten eher unvorstellbar, doch speziell entwickelte Pflegeroboter könnten in Zukunft die Verrichtung von alltäglichen Routinearbeiten übernehmen. Auch ein Ansatz, um fehlendes Fachpersonal ein Stück weit zu ersetzen und das vorhandene Pflegepersonal deutlich zu entlasten.
Zu guter Letzt gehört zur Digitalisierung der Pflege aber auch Telecare. Es klingt nach TV-Doktor und Sprechstunde via Internet. Doch es klingt nicht nur so. Bei Telecare liegt der Schwerpunkt auf der Diagnostik, der Behandlung und dem Erbringen von Pflegedienstleistungen über größere Distanzen. Durch moderne Informations- und Kommunikationstechniken soll unter anderem erreicht werden, längere Wartezeiten beim Arzt zu vermeiden.
Welches Potenzial und welche Risiken stecken in den Technologien von Pflege 4.0?
Die moderne Technik, die nahezu jeder in seinem privaten und auch beruflichen Alltag nutzt, um Informationen auszutauschen oder in Kontakt zu bleiben, kann in der Pflegebranche Vorteile, aber auch Risiken mit sich bringen.
An erster Stelle steht hier natürlich die Arbeitserleichterung des fachlich geschulten Pflegepersonals auf allen Ebenen. Denn der Informationsfluss wird deutlich verbessert und auch beschleunigt. Die Vernetzung untereinander wird gestärkt, was neben einem modernen Gedankenaustausch auch immer wieder jede Menge neue Informationen bringt. Diese könnte man dann in erster Linie dafür nutzen, die Versorgung von pflegebedürftigen Patienten besser zu steuern.
Doch was bringen die neuen Technologien im Einzelfall?
Da wäre zunächst einmal die Dokumentation. Bei der herkömmlichen Methode mit Zettel und Stift ging schon hin und wieder einmal etwas verloren. Handschriftliche Notizen waren nicht immer gut lesbar, was in manchen Fällen erhebliche Nachteile und auch Gesundheitsrisiken mit sich bringen konnte. Einheitliche Begriffe und Formulierungen bilden bei der Digitalisierung den Grundstein für weniger Zettelwirtschaft, größere Transparenz und leichteren Informationsaustausch relevanter Daten. Darüber hinaus werden die bürokratischen Aufgaben deutlich verringert, denn Übergabeprotokolle, Planungen und dergleichen fallen so weg und erzeugen einen deutlichen Zeitgewinn für die Pflegenden.
Technische Assistenz und auch Robotik hingegen werden deutlich weniger gut angenommen im Moment. Das liegt aber auch größtenteils daran, dass hier die erforderlichen technischen Voraussetzungen noch in den Kinderschuhen stecken. Dennoch bergen sie sehr viel Potenzial.
Hinsichtlich von Telecare oder Telemedizin treten die positiven Perspektiven nicht ganz so offenkundig auf. Das bedeutet, dass die schlechtere Versorgung und die längeren Anfahrtswege in den ländlichen Gebieten zwar bemängelt wird, doch die ortsunabhängige Beratungsleistung über Internet und Co auf wenig Vertrauen stößt. Trotz des dennoch vorhandenen Potenzials, damit Zeit und Personal einsparen zu können, birgt diese Art der Digitalisierung dennoch das größte Risiko. Denn durch den fehlenden oder stark eingeschränkten persönlichen Kontakt zwischen Arzt und Patienten oder Pfleger und Patienten, könnten wichtige Informationen verloren gehen.
Fazit
Die Leitmesse der Pflegewirtschaft in Nürnberg hat in diesem Jahr deutlich neue Zeichen gesetzt. Denn mit den neuen und innovativen Technologien, die speziell für den Pflegebereich entwickelt wurden, können sich nicht nur die Rahmenbedingungen für die Pflegekräfte selbst verbessern.
Zentrales Thema war dabei die Digitalisierung, die faktisch ungebremst fortschreitet. Sie bringt sehr viel Potenzial mit sich. Dabei sind die noch zögerlich angenommenen Vorteile aber durchaus höher zu bewerten, als die wenigen Kritikpunkte, die beispielsweise Telecare im Moment mit sich bringt.
Die Messe selbst aber bot so viel neue Informationen und Anregungen, dass die Besucher selbst, aber auch die Aussteller nur davon profitieren konnten. Wird das Ziel, durch die Digitalisierung mehr Freiräume für menschliche Zuwendung zu schaffen, erreicht, wird es tatsächlich auch einen Fortschritt für Pfleger und Pflegebedürftige geben.