Die Dankbarkeit - was Pflegebedürftige erzählen

Immer mehr Menschen sind von der eigenen oder der Pflegebedürftigkeit eines lieben Angehörigen betroffen. In nahezu allen Fällen, hat man sich über diese Phase des Lebens vorher keine Gedanken gemacht. Denn so lange man jung, vital oder auch generell gesund ist, scheint diese Möglichkeit so weit entfernt wie der Mond. Doch es kann alle und jeden und zu jeder Zeit treffen. Immerhin kann man Pflegebedürftigkeit nicht vorher planen, so wie man seinen Ruhestand unter Umständen planen kann. Doch wie verhält es sich mit der Dankbarkeit der Pflegebedürftigen? Diejenigen, die noch nicht in direkten Kontakt mit der Pflegebedürftigkeit gekommen sind, sehen es vielleicht als unabdingbar an, dass diese pflegebedürftigen Menschen immer und gegenüber jedem dankbar sein müssen. Doch kann man das wirklich so pauschalisieren? Kann man wirklich erwarten, dass ein bettlägeriger Mensch, der 24 Stunden am Tag auf die Hilfe anderer angewiesen ist, für jeden Handgriff dankbar sein muss? Oder ist es nicht vielmehr so, dass diesem Menschen einfach diese umfassende Pflege zusteht? Menschen mit Behinderungen oder generell Pflegebedürftige in Heimen oder auch jene, die zu Hause gepflegt werden, sind durchaus dankbar – doch sollte man die Pflege eines kranken und alten Menschen nicht als selbstverständlich ansehen und auf Augenhöhe betrachten?

 

Wofür sind Pflegebedürftige dankbar?

 

Ganz sicher sind pflegebedürftige Menschen nicht dafür dankbar, dass sie ab einem gewissen Zeitpunkt in ihrem Leben auf fremde Hilfe angewiesen sind. Denn wer mag es schon, für den Gang zur Toilette um Hilfe bitten zu müssen oder gar die Körperpflege ohne fremde Hilfe nicht mehr bewerkstelligen zu können? Aus einstmals selbstständigen Menschen werden im Fall der schweren Pflegebedürftigkeit Menschen, denen es sehr unangenehm ist, sich von anderen den Hintern abwischen lassen zu müssen oder das Essen angereicht bekommen. Dabei ist es in erster Linie völlig egal, ob dieser pflegebedürftige Mensch in einem Heim untergebracht ist oder zu Hause gepflegt wird. Im Umkehrschluss kann es unter diesem Gesichtspunkt durchaus dazu kommen, dass es zu Missverständnissen zwischen Pflegenden und Pflegebedürftigen kommen kann. Denn auch die pflegebedürftigen Angehörigen müssen sich in diese neue Lebenssituation erst einleben. 

 

Aber Pflegebedürftige sind dankbar, sehr dankbar sogar. Denn jedes liebe Wort, jede kleine Streicheleinheit und jede Minute, die man mit ihnen verbringt, lässt sie trotz ihrer Pflegebedürftigkeit noch dieses Gefühl erleben, ein Mensch zu sein. Ein Mensch, der es wert ist, dass man sich um ihn kümmert. Selbst wenn der Grad der Pflegebedürftigkeit vielleicht soweit fortgeschritten ist, dass sie sich nicht mehr verbal äußern können. Ihre Dankbarkeit zeigen sie dann auf andere Weise. Sie lächeln, ihre Augen strahlen oder sie geben eine andere Reaktion von sich. 

 

Es braucht also grundsätzlich gar nicht viel, damit Pflegebedürftige dankbar sind. Alles was es braucht, ist die menschenwürdige Unterbringung und Betreuung sowie ein klein wenig mehr Zeit durch die Pflegenden.

 

Haben Pflegebedürftige denn einen Grund, Dankbarkeit zu zeigen?

 

Viele würden jetzt vielleicht sagen: „In jedem Fall!“. Andere aber schlagen die Hände vors Gesicht und schütteln den Kopf. Denn diese wissen, wie menschenunwürdig in manchen Heimen das Leben für pflegebedürftige Menschen auch heute noch ist. Denn der schon so oft genannte Pflegenotstand wirkt sich nicht nur nachteilig auf die Pfleger und Pflegerinnen aus. Tatsächlich sind es die Pflegebedürftigen in den Heimen die ersten, die ihn wohl am deutlichsten zu spüren bekommen. Und am wenigsten dagegen tun können!

 

Denn längst nicht in jeder Pflegeeinrichtung ist es sichergestellt, dass die Alten und Kranken jeden Tag vollumfänglich gewaschen werden. Nicht überall ist es sichergestellt, dass die Zeit ausreicht, für ein paar persönliche Worte während der Körperpflege. Längst nicht überall schaffen es pflegebedürftige Menschen rechtzeitig auf die Toilette, weil eben nicht jederzeit ein Pfleger oder eine Pflegerin die Zeit hat, diesen Gang zu begleiten. Das sind nur einige wenige Beispiele von Situationen, in denen sich der massive Pflegenotstand für die Menschen in den Pflegeeinrichtungen negativ auswirkt. Denn nur wenige Einrichtungen haben genug Personal, um sich für jeden Bewohner 20 Minuten Zeit zu nehmen. Zwanzig Minuten, die so schnell vorbei gehen und doch für Pflegebedürftige so wichtig sind. In nur 20 Minuten kann so viel passieren. Manches unwichtige Telefonat dauert wesentlich länger, wenn man ehrlich ist. Doch zwanzig Minuten reichen schon aus, um einem pflegebedürftigen Menschen das Gefühl zu geben, als vollwertiger Mensch behandelt zu werden. 

 

Welche Wünsche haben Pflegebedürftige?

 

Nicht viele sprechen es offen aus, doch alle wünschen es sich von denjenigen, die sie pflegen und betreuen: Zeit! Zeit für Zuwendung, Zeit für Beschäftigung, Zeit für Gespräche, Zeit für Hilfe. Selbst diejenigen, die aufgrund des hohen Grades ihrer Pflegebedürftigkeit nicht mehr in der Lage sind, Wünsche zu äußern, brauchen diese Zeit.

Denn auch pflegebedürftige Menschen sind sich dessen bewusst, dass sie nicht mehr ohne Hilfe auskommen. Auch diese Menschen wissen, dass nicht das Fachpersonal in Pflegeeinrichtungen Schuld daran trägt, dass keine Zeit für einen kleinen Plausch bleibt. Eine Bewohnerin in einem Braunschweiger Altenpflegeheim sagte einmal zu jungen Pflegerin: „Ich würde Ihnen gern erzählen, wie es damals war, aber ich weiß, dass Sie keine Zeit haben.“

 

Fazit

 

Pflegebedürftige erzählen immer noch von menschenunwürdigen und schlechten Bedingungen in manchen Pflegeeinrichtungen. (Quelle: http://www.alzheimerforum.de/3/1/6/1/lebensqualitaet.doc, Zugriff: 11.06.2018) Und doch sind sie dankbar für die kleinen Aufmerksamkeiten und ein klein wenig Zeit, die man für sie neben der täglichen Körperpflege und Verköstigung mit ihnen verbringen kann. Allerdings kann diese Zeit nur unter Aufbietung immenser Anstrengungen der Pflegenden erübrigt werden, wenn überhaupt. Denn der extreme Pflegenotstand in deutschen Heimen lässt es derzeit nicht zu, alte und kranke Menschen wirklich menschenwürdig zu pflegen und zu betreuen.

Es reicht eben nicht, die Löhne und Gehälter der Fachkräfte anzuheben. Neben den zu schaffenden Anreizen für Fachkräfte sollte hier die Pflegereform durchaus viel weiter gehen. Denn die unsägliche Bürokratie in deutschen Heimen schluckt derzeit das kleine Zeitfenster, das aber für Pflegebedürftige so wichtig ist. Wäre diese Zeit dazu geschaffen, dass man sich wirklich um die Aufgaben der Pflege kümmern könnte, wären die Pflegebedürftigen mit Sicherheit diejenigen, die sehr dankbar wären.

 

 

 

Zurück

Sie wollen eine Pflegeimmobilie kaufen?

Sofort-Beratung - kostenlos und unverbindlich.
Rufen Sie uns an - wir nehmen uns gerne Zeit für eine persönliche Beratung!